Geschichte der ­Badekultur

Die Nutzung des Wassers und des Meerwassers als Heilmittel hat eine lange Geschichte.

Auf die frühere Badekultur und die Erkenntnisse der Medizin können die heutigen Heil- und Kuranwendungen, aber auch die heutige Schwimmbad- und Saunakultur zurückgeführt werden, die schon vor vielen 100 Jahren der Reinigung, Geselligkeit, Entspannung und auch rituellen Zwecken (Gebetsvorbereitung) dienten.

Rückblick – Antike bis Neuzeit

Archäologische Ausgrabungen zeugen von hochentwickelten Badekulturen bereits in der Antike, im alten Griechenland und im römischen Reich. Fundstücke aus verschiedenen Materialien wie Mosaike, Badebecken und -wannen, Schwitz-und Heißluftbäder geben Hinweise darauf.
In der griechischen und römischen Antike suchten die Menschen Bäder, Thermen und Heilquellen hauptsächlich auf, um gesellschaftliche Kontakte zu pflegen. Die Griechen und Römer legten durch die aufwendigen Bauten (Thermen) den Grundstein für ein ausgeklügeltes System von Rohren und Kanalisation, durch dass sie die Räumlichkeiten und Badeanlagen beheizten.
Im römischen Reich war die griechische Badekultur präsent, so dass öffentliche Bäder und Thermen entstanden sowie ein System von Wasserleitungen (Aqua Appia). Die Nutzung der öffentlichen Badeanlagen wurde immer beliebter, was zum Bau von größeren, luxuriöseren und technisch anspruchsvolleren Anlagen (z. B. Stabianer Therme, Pompeji mit verbauter Unterbodenheizung) führte. Sogar der zeitliche Ablauf des Badens war seinerzeit festgelegt.
Die Techniken der Schwitzbäder und beheizten Bäder waren zunächst noch sehr einfach: Heiße Steine, die in die Wannen gelegt bzw. mit Wasser übergossen, den Raum mit heißem Dampf ausfüllen sollten oder Heißlufträume, die durch heiße Kohle in einem Becken temperiert wurden.
Eine damals sehr fortschrittliche Erfindung war das „Hypokaustum“, in dem ein Brennofen die Luft erhitzte, durch Tonrohrkonstruktionen in 50-60 cm hohe Hohlräume leitete und somit Räume, Sitzbänke und Liegen erwärmten. Später benutzten die wohlhabenden Bürger die Technik auch für das Beheizen der privaten Häuser.

Mit dem Zerfall des römischen Reiches, schien auch das Ende der Badekultur eingeleitet zu sein. Im byzantinischen Reich und dem islamischen Kulturraum florierte die Badekultur dagegen weiterhin.
Erst zu Zeiten der Kreuzzüge entdeckten die Ritter auf Ihren „Reisen“ die Badekultur wieder.
Die Kreuzritter brachten das Wissen um die Baderituale zurück und bauten sich in ihre Burgen kleine Badestuben, die zumeist nach der Heimkehr als Begrüßungsritual benutzt wurden. Später bauten die Menschen nach und nach öffentliche Badeanlagen in Westeuropa, um das gesellschaftliche Beisammensein zu genießen. Diese Badestuben gehörten Städten, Gemeinden und Klöstern oder auf Zinspacht den Lehnsherren, betrieben durch den sogenannten Bader oder Stübner. Diese konnten als Ärzte des minderbemittelten Volkes bezeichnet werden, denn sie hatten gesundheitliche Ratschläge für Menschen, die sich keinen teuren, studierten Arzt leisten konnten. Sie entwickelten sich dadurch zu wichtigen Helfern für die damaligen Ärzte, die nur ungern selbst offene Wunden und Verletzungen und chirurgische Eingriffe vornahmen. Durch die Übernahme dieser medizinischen Behandlungen waren sie vom Volk hoch geachtet, doch die medizinische Wissenschaft erkannte sie nicht an. Weitere Aufgaben des Baders in den Badestuben waren neben Körperpflege, Kosmetik, Rasuren, Aderlass und Schröpfen auch das „Kuppeln“, also die Partnervermittlung (gegen Aufpreis).
Die Behandlungsarten des Schröpfens, des Aderlasses und des Badens waren die bevorzugten medizinischen Methoden der Heilung, basierend auf der „Humoralpathologie“, der Lehre der 4 Körpersäfte, (Blut, Wasser, schwarzer und gelber Galle). Mit dieser sollten verdorbene Säfte ausgeleitet werden, um somit ein gesundes Gleichgewicht herzustellen.
Eigentlich herrschte in dieser Zeit eine strickte Geschlechtertrennung in den Bädern. Diese wurde jedoch häufig nicht eingehalten, was zu Widerständen der Kirchen führte.
Im 16. Jahrhundert führten die aufkommenden Seuchen (z.B. Pest und Syphilis) zur Meidung dieser Gemeinschaftsorte. Die Menschen fürchteten, dass durch das gesellschaftliche Baden im Wasser die Seuchen über die Haut aufgenommen und somit in die Körpersäfte gelangen würden. Viele der beliebten Badehäuser mussten schließen. Lediglich die Fürsten statteten ihre Schlösser weiterhin mit luxuriösen Bädern aus, jedoch galten diese eher der Repräsentation.

Mit dem Zeitalter der Aufklärung beschäftigten sich wieder mehr Ärzte und Wissenschaftler mit der wohltuenden Wirkung des Wassers in Form von Heilwasser, Mineral- und heißen Quellen, auch der Aspekt der Hygiene rückte wieder in den Vordergrund.
Die heißen Quellen achteten die Menschen als Jung- bzw. Wunderbrunnen. So wurden z.B. den Quellen bei Aachen durch Karl den Großen wieder mehr Beachtung geschenkt, und um 1550 waren die Quellen um Bad Pyrmont sehr beliebt.
Den Trend der Volksbäder (Schwimmbäder) wurde 1860 in Deutschland wieder aufgegriffen. Es entstand das erste Bad mit einem großen Schwimmbecken, in anderen Bädern gab es nur Wannen, Brausen und Waschtische zur Reinigung. Seitdem verbreiteten sich die Volksbäder immer weiter.
Im 18 und 19. Jahrhundert führten die förderlichen Klimabedingungen der „Heilorte“ sowie die lindernde Wirkung der Thermal- und Mineralquellen auf das seelische Wohlbefinden und auf die körperliche Schönheit zu längeren, kurähnlichen Aufenthalten.
Die ersten „offiziellen“ Kur- und Heilbäder entstanden in Deutschland (Baden-Baden, Bad Pyrmont, Bad Kissingen, Bad Schwalbach, um 1900 Wiesbaden mit ca. 100.000 Besuchern jährlich). Schon bald gab es über 300 Kurorte in Deutschland.
Die damaligen „Kuren“ waren lediglich der adeligen Gesellschaft und der oberen Schicht zugänglich und gesellschaftliche Treffpunkte – sehen und gesehen werden.
Wo zunächst Kurende in Zelten und sehr einfachen Räumen untergebracht waren, bauten die Kurorte nach und nach Hotels und Kurhäuser für die Gäste.
Ab dem 19. Jahrhundert führten die medizinischen Erkenntnisse zu einem Anstieg der Kuraufenthalte, der die ihre Blütezeit Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte.

Kur- und Seebad-Geschichte von Helgoland

Der Aufschwung der Kurbäder und Thermalquellen erreichte auch bald die Küsten. Die ersten Seebäder entstanden in England (z.B. Brighton, Hastings). Der englische Mediziner Richard Russell (1687-1759) und Gründer des Seebads Brighton, setzte sich mit der Wirkung
des Meerwassers auf den menschlichen Körper auseinander und galt als Mitbegründer der Thalassotherapie.
In Deutschland setzte sich zunächst im Jahr 1783 Gerhard Otto Janus (Inselpastor auf Juist) mit einer Petition an den preußischen König Friedrich den Großen für die Errichtung eines Seebads auf Juist ein. Er hatte bereits früh den Gedanken der Heilwirkung des Meeres sowie die zusätzliche Einnahmequelle für die „armen Dörfer“ und ihre Bewohner erkannt. Leider blieb seine Petition unbeantwortet.
Der Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg und der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland setzten sich massiv für die Errichtung von deutschen Seebädern ein, so dass das erste Seebad im Jahr 1793 durch den Mediziner Samuel Gottlieb Vogel in Heiligendamm an der Ostsee eröffnete, betrieben durch den Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg. Das erste Nordseebad folgte 1797 auf Norderney.
So entstanden an Nord- und Ostseeküste immer mehr Seebäder.

Durch den „Kieler Frieden“ zwischen Dänemark, Schweden und England im Jahr 1814 und der Ernennung von Helgoland zur englischen Kronkolonie, fielen einige Erwerbsquellen für die Helgoländer Bevölkerung weg. Helgoland war in englischer Hand, zuvor gehörte es zu Dänemark. Die Regierung verbot den Schmuggel, das Lotsenwesen wurde nicht mehr benötigt und mit der Fischerei war nicht ausreichend zu verdienen.
Zu dieser Zeit kamen zwar schon Urlauber nach Helgoland, die Insel war jedoch bisher wenig bekannt und die lange Anreise mit kleinen Segelbooten war sehr beschwerlich.
Der Schiffszimmerer Jacob Andresen Siemens hatte im Jahr 1823 die Idee, auch auf Helgoland ein Seebad zu eröffnen. Als Beispiel hatte er die Seebäder Norderney, Wangerooge und Föhr sowie die englischen Seebäder vor Augen. Die Helgoländer Bevölkerung war allerdings sehr skeptisch gegenüber diesem Gedanken.
Siemens konnte jedoch einige einflussreiche Helgoländer überzeugen, so dass diese 1826 eine Aktiengesellschaft gründeten und eine Badeanlage auf der vorgelagerten Düne bauten.

Somit durfte sich Helgoland zunächst Seebad (Seebadeanstalt Helgoland) nennen.

In der ersten Saison standen auf der vorgelagerten Badedüne lediglich zwei Badekarren und ein kleiner hölzerner Pavillon, auf der Insel am Südstrand ebenfalls zwei Badekarren sowie vier Badewannen für warme Bäder und zwei Schwefelbäder zur Verfügung. Hinzu kam ein Aufenthaltsraum für die „Kurgäste“. In den ersten 3 Jahren besuchten „nur“ knapp 100 Badegäste die Insel. Doch schon 1829 waren es 283, 1830 schon 335 Kurgäste – eine beachtliche Zahl angesichts der beschwerlichen Überfahrt.
Ein zusätzlicher Gewinn an Aufmerksamkeit erlangte das Seebad durch einen Ärztekongress im Jahre 1830 in Cuxhaven. Prof. Lappenberg sorgte in seinem Vortrag über den Standort Helgoland als Seebad für Begeisterung bei den Teilnehmern, so dass die ca. 164 Wissenschaftler zu einem Ausflug nach Helgoland aufbrachen und somit die Insel weiter in den Mittelpunkt als Kurort rückten.
Folglich setzte die „Hamburger Dampfschiffs-Compagnie“ im Jahre 1834 die ersten Bäderschiffe, die Raddampfer „Elbe“ und „Patriot“, dreimal wöchentlich von Hamburg nach Helgoland ein. Die Fahrtzeit betrug 14 Stunden, dennoch gab es erstmals einen regelmäßigen und, von den Windbedingungen weitgehend unabhängigen, Verkehr zur Insel.
Durch den wachsenden Zuspruch entwickelte sich auch die Infrastruktur der Insel, es entstanden Restaurants, Cafés, eine Spielbank (diese gehörte zu einem Kurbad), eine neue Haupttreppe wurde erbaut, Wege und Straßen geebnet, Büsche und Bäume gepflanzt und Blumengärten angelegt.

1833 kam Dr. Heinrich von Aschen als Badearzt nach Helgoland und wirkte mit sehr viel persönlichem Einsatz. Er hatte ein hervorragendes Fachwissen über die Heilwirkung des Meerwassers und zudem die nötigen Verbindungen zu den höheren Gesellschaftskreisen, da er unter Aristokraten, Künstlern und Wissenschaftlern bekannt war. So lockte er immer mehr zahlungskräftige und vornehme Gäste und Berühmtheiten an.
Dementsprechend stieg die Zahl der Kurgäste auf Helgoland über 1038 im Jahr 1838 auf über 2000 Kurgäste im Jahr 1842 an.

1844 bauten die Aktionäre das erste Conversationshaus, um für die Gäste einen standesgemäßen Treffpunkt zu haben.
Im Jahr 1858 kamen sogar der Kronprinz von Sachsen und „Seine Exzellenz königliche Hoheit Prinz Albert“ nach Helgoland zum Kuren.

1863-1881 begrüßte die Insel den englische Gouverneur Fitzharding Berkley Maxse als Regierungsabgesandten für Helgoland. Er sah seine Hauptaufgabe darin, das Seebad weiter auszubauen. So ließ er ein Kurtheater, an dem auch prominente Künstler auftraten, ein neues Gouvernementgebäude und Erweiterungsbauten an Conversationshaus, Badehaus und Kurkapelle errichten. Ein neues Schwimmbad und Schwimmbassins kamen ebenfalls hinzu, auch verbesserte er die Straßen, die Abwasseranlagen und die Kurpromenade.
1871 schloss die Spielbank und 1872 wechselte das Seebad aus Hand der Aktionäre zu der Gemeinde Helgoland. Denn Gouverneur Maxse war der Meinung, die Inselbewohner sollten auch an den steigenden Einnahmen beteiligt sein und nicht mehr nur die Aktionäre als Betreiber des Seebads.
Helgoland wurde schöner, edler und repräsentativer und immer mehr bedeutende Persönlichkeiten besuchten die Insel.
Durch den steigenden Wohlstand in Deutschland war die Reise nach Helgoland nicht mehr nur den Privilegierten vorbehalten.
Das spiegelte sich auch in den Kurgastzahlen wieder:

 

1880: 4000
1882: 5000
1887: 9600
1890: 12732

 

Mehrere Versuche der deutschen Regierung, Helgoland gegen andere Kolonien einzutauschen scheiterten (u.a. von Bismarck im Jahr 1870).
Am 9.08.1890 übergaben die Engländer endlich die Insel an Vertreter des Deutschen Kaiserreichs. Bereits einen Tag später statte Kaiser Wilhelm II Helgoland einen Besuch ab und feierte die Angliederung der Insel an sein Reich. (Heute wird der 10.08. auf Helgoland gefeiert.)
Durch die häufigen Besuche des Kaisers war die Insel für die deutsche Bevölkerung interessanter geworden. Immer mehr Tagesgäste besuchten die Insel.
Durch modernere Schiffe (Hapag-Seebäderdienst) verkürzte sich die An- und Abreise deutlich. Die Börteboote wurden mit Motoren ausgestattet, um das Übersetzen zur Insel schneller und einfacher zu gestalten.

Auch Kaiser Wilhelm II verwirklichte weitere Bauvorhaben auf der Insel. Neben dem Ausbau zur Seefestung errichtete er im Jahr 1892 ein neues Badehaus, ein modernes Seewasser-Schwimmbad, in dem die Wassertemperatur 4-5° Grad über der Meerwassertemperatur lag. Hinzu kamen römische und russische Bäder, Wannen und Sitzbäder, Massage und Meerwasserinhalationen. 1893 folgten ein neues Conversationshaus und ein Musikpavillon. Trotz der sich häufenden Bauvorhaben stiegen die Besucherzahlen über 28.763 im Jahr 1900 auf 100.000 Badegäste im Jahr 1913. Die Zahl der Tagesgäste betrug im Jahr 1900 34.000 und 1913 sogar 100.000.

1897 gründeten einige vom Heufieber (Pollenallergie) Geplagte den Heufieberbund von Helgoland. Es waren Menschen vom Festland, die sich auf Helgoland von den Plagen der Allergie erholen konnten und dies in Deutschland weiter publik machten, um jedem Leidenden die Möglichkeit der Genesung zukommen zu lassen. Der Nachfolger des Heufieberbundes existiert auch noch heute, nennt sich jetzt aber Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V., kurz DAAB und hat deutschlandweit derzeit mehr als 18.500 Mitglieder.

Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914, evakuierte man zunächst innerhalb von 24 Stunden alle Badegäste und am folgenden Tag auch die Helgoländer.
Vier lange Jahre durfte die Insel nun nicht mehr betreten werden und die Insulaner fristeten ein Flüchtlingsleben auf dem Festland.
Die Rückkehr fand erst im Dezember 1918 statt. Doch die Insel mit ihren Häusern und Bauten war geplündert, demoliert und verschandelt worden.
Durch die unerwartet geringe Beschädigung der Badeeinrichtungen konnte der Badebetrieb schnell wieder aufgenommen werden. 1919 waren es schon wieder 8000, im Jahr 1923 bereits 38.535 Gäste, die die Insel besuchten. Die Herkunft der Gäste hatte sich allerdings deutlich verändert: Durch die Inflation 1923 und dem damit verbundenen Wertverfall der „Mark“ besuchten nun viele Gäste aus Tschechien, Polen und Ungarn die Insel.
Doch schon bald begannen die „goldenen Zwanziger“, der Wirtschaftsaufschwung in den Industrieländern. Auch auf Helgoland florierten die Geschäfte und Lokalitäten und der Zustrom der Gäste hielt weiter an.
Neue Seebäderschiffe und die Rückkehr der Sportsegler verbesserten hier die wirtschaftliche Lage.
1926 ehrten die Helgoländer mit der 100 Jahre Seebad- Feier und der Errichtung eines Denkmals, J.A. Siemens als Begründer des Seebades.
1927 begrüßten die Insulaner 41.000 Bade- und 111.000 Tagesgäste.
Doch mit der Weltwirtschaftskrise 1929 blieben die Gäste aus, nur noch 22.000 Kurgäste konnten gezählt werden. Die nötigen Verbesserungen der Badeanlagen konnten aus finanziellen Gründen nicht unternommen werden.
Es dauerte mehrere Jahre (1936/37) bis sich die Besucherzahlen nach und nach erholen und daher auch wieder in die Modernisierung der Badeeinrichtungen investiert werden konnte.

Mit der Wahl von Adolf Hitler zum Reichskanzler bekam seine Idee Vorrang, aus Helgoland den größten Kriegshafen zu machen, so dass mit dem Einzug von vielen Soldaten das Seebad zweitrangig wurde. Als 1939 der 2. Weltkrieg begann, schloss das Seebad gänzlich und der Besuch der Düne war für Zivilpersonen verboten.
Ab 1943 zerstörten mehrere Bombenangriffe die meisten Häuser der Insel. Durch die Zivilschutzbunker konnten die Bevölkerung sehr gut geschützt werden, dennoch kam es zu Toten.

Zwei Wochen vor Ende des Krieges zerstörten die Briten die Insel bis zur Unbewohnbarkeit und am 19/20. April 1945 evakuierten die Verantwortlichen die Bevölkerung, brachte diese auf das Festland, wo sie nur noch aus der Ferne das Schicksal ihrer Heimat verfolgen konnten.
Denn die britischen Streitkräfte verfolgten 1947 den Plan, die Insel für immer zu zerstören und dem Meeresgrund anzugleichen. Tonnen von Sprengmitteln transportierten sie auf die Insel, füllten damit die Bunkeranlagen und versuchten durch eine Fernzündung von Schiffen aus, Helgoland in die Luft zu sprengen.
Die Gebäude wurden nahezu vollständig zerstört, aber die Briten hatten nicht mit der Standfestigkeit des Felsens gerechnet, denn dieser war fast unbeschadet. Im Anschluss nutzte die Royal Airforce die Insel als Ziel für Bombenangriffe. Alle Proteste, Bitten und Einwände der Helgoländer bei der britischen Regierung wurden zunächst nicht erhört.

Die Wiederfreigabe ist zum einen den Helgoländer Hummerfischern, die ihre Fischgründe nicht aufgeben wollten, und zum anderen den Studenten René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld zu verdanken. Letztere besetzten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Insel und hissten u.a. die europäische Flagge auf dem Flakturm. Dieser friedliche Protest führte dazu, dass die britische Regierung einlenkte und die Insel zum 01.03.1952 freigab. Auch dieser Tag wird auf Helgoland gefeiert.
Der Wiederaufbau begann und schon bald konnte die Insel besiedelt und auch der Badebetrieb – zunächst nur auf der Düne – wieder aufgenommen werden. Um die Badegäste beherbergen zu können, errichteten die Insulaner eine Zeltstadt auf der Düne. Später stellten die Helgoländer den Gästen ihre Wohnungen zur Verfügung und zogen selbst solange in die Keller der Häuser.
Schon im Juli 1952 nahm die Reederei Cassen-Eils den Seebäderverkehr wieder auf, 1959 wurde ein neues Kurhaus und ein Kurhotel gebaut, 1960 eröffnete das Meerwasserschwimmbad.

1962 wurde Helgoland offiziell zum staatlichen Nordseeheilbad ernannt.

Ab 1964 fuhren täglich 7-8 Schiffe die Insel an und brachten rund 800.000 Besucher mit.
Die höchste Zahl an Besuchern in der gesamten Geschichte von Helgoland wurde mit 831.387 Gästen in der Saison 1971 erreicht.
Durch den modernisierten Schiffsverkehr konnten mit bis zu elf Schiffen ca. 9000 Tagesgäste angelandet werden.
1976 feierte man 150 Jahre Seebad Helgoland.

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