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50 NATUR-FORSCHUNG
WOHIN REISEN VÖGEL? DIE VOGELWARTE HELGOLAND
Am 8. April 2010 gab es für die Vogelwarte Helgoland eine Auszeichnung, die es sicherlich bisher für kein zweites vergleichbares Institut gegeben hat. Das Bundesministeri- um der Finanzen gratulierte zum 100sten Geburtstag mit einer wunderschönen Briefmarke im Wert von 1,45 Euro in einer sog. Blockausgabe. Es war gleichzeitig eine Auszeich- nung für die Insel, die mit über 430 registrierten Vogel- arten europaweit einer der artenreichsten Orte ist.
Begonnen hat alles bereits 1837. Damals reiste der Maler und Naturforscher Heinrich Gätke nach Helgoland und be- gann sich dort für die Vogelwelt zu interessieren. Mit sei- nem 1891 erschienenen Buch „Die Vogelwarte Helgoland“ sorgte er in der Fachwelt für Aufsehen, weil er sich neben der Beobachtung der Vögel damals auch schon mit dem Thema Vogelzug beschäftigte. Damit gab er der Wissen- schaft wichtige Impulse. Denn die Vogelzugforschung sollte zu einer der wichtigsten Aufgaben des späteren Instituts für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ (IfV) werden.
Es wurde 1910 als „Vogelwarte Helgoland“ innerhalb der Preußischen Biologischen Anstalt auf dem roten Felsen gegründet. Schwerpunkt des damaligen Leiters Dr. Hugo Weigold war die Vogelzugforschung. Er machte mit der Beringung von Brut- und Zugvögeln einen entscheiden- den Schritt für die weitere Entwicklung der Forschung. Den ersten Ring mit der Nummer 1111 bekam übrigens eine Singdrossel.
Um die Vögel registrieren und beringen zu können, muss- ten sie gefangen werden. Erst mit Netzen und Keschern, seit 1922 in der bis heute weltberühmten „Helgoländer Trichterreuse“. Schon im ersten Jahr wurden im Fanggar- ten über 1.000 Vögel gefangen.
Nach der Räumung der Insel nach dem Zweiten Welt- krieg, erfolgte der Neustart 1947 in Wilhelmshaven, dem heutigen Hauptsitz. Auf Helgoland konnte man jedoch nicht verzichten und eröffnete 1957 das neue Gebäude
als „Inselstation Helgoland“. Hier wird seitdem weiter über den Vogelzug geforscht. Mehr als 100 Vogelarten mit über 10.000 Individuen werden hier jedes Jahr mit Ringen gekennzeichnet, bevor sie sich auf den Weg in alle Welt machen. Rückmeldungen gibt es aus fast 50 Ländern!
Weit ge ogen ist übrigens auch Herr Zhu Zuwei. Der Vor- sitzende der Internationalen Jury zur Wahl der „schöns- ten Briefmarke der Welt“ machte sich 2012 auf den rund 8.000 Kilometer langen Weg von Peking auf den roten Felsen, um diese Auszeichnung für die Jubiläumsmarke persönlich zu überreichen. Ein schöner Zug!
Singdrossel
Zwergammer


































































































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