Page 8 - Urlaubsmagazin 2019
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8 ANREISE
MIT DEM BÖRTEBOOT
VOR REICHSTAG UND KANZLERAMT
„Am achten Tag schuf Gott das Boot.“ Mag sein. Für Rai- ner Hatecke ist das klar. Sonst hätte er nicht dieses Schild in seiner Werft hängen. Seit fünf Generationen bauen die Hateckes in Freiburg an der Elbe Boote aus Holz.
2010 wurde hier, erstmals nach 1971, wieder ein echtes Helgoländer Börteboot gebaut. Zehn Meter lang, drei Meter breit, fast 10 Tonnen schwer. Mächtig stabil! Und hochseetüchtig! Immerhin passen inklusive Besatzung 49 Frauen und Männer an Bord.
Auf Helgoland haben die weißen Boote seit 1952 mehr als 25 Millionen Gäste mit gemütlichem Tuckern von der Helgoländer Reede ohne große Zwischenfälle sicher auf die Insel befördert. Heute ankern immer weniger Schiffe vor der Insel, sondern laufen direkt in den Helgoländer Hafen ein. Die Zahl der Boote sinkt, immer weniger Fa- milien können, wie früher, von der „Börte“, wie sie heißt, leben.
Bevor die Boote ganz verschwinden, hat Rainer Hatecke gehandelt, und den „Verein zum Erhalt Helgoländer Bör- teboote e. V.“ gegründet. Viele Helgoländer und Festlän- der sind inzwischen Mitglied. Sie packen an und haben sich ein Ziel gesetzt: Sie wollen die Anerkennung des Ein-und Ausbootens und der Helgoländer Börteboote als Immaterielles Kulturerbe.
Im April 2017 hat der Helgoländer Brückenkapitän Bernhard Wellnitz, stellvertretend für alle mitgereisten Börteboot-Kapitäne, dem damaligen Schleswig-Holstei- nischen Ministerpräsidenten Torsten Albig den of ziellen Antrag zur Aufnahme der Helgoländer Dampferbörte in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kultur- erbes überreicht. Mit sieben Börtebooten hatten sie vor dem Kieler Landeshaus festgemacht.
Im Oktober 2018 ging man einen Schritt weiter. Über Nordsee, Elbe, Havel und Spree schipperten 25 Mit- glieder der Helgoländer Dampferbörte und des Vereins
mit zehn Booten in das Herzen Berlins, direkt vor den Reichstag und das Kanzleramt. Nach rund 1.000 Kilo- metern mit sieben Zwischenstopps ertönte am 3. Oktober das Typhon des ehemaligen Seebäderschiffes „Wappen von Hamburg“ mitten im Regierungsviertel. Jetzt hieß es: Daumen drücken.
Am 07.12.2018 war es dann so weit: Die „Helgoländer Dampferbörte“ wurde in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Ankunft in Berlin


































































































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