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   EntdeckerLAND 13
       Ausguck am „Falm“, 1924 Wiederaufbau, 1955
Ob Helgoland ein Paradies ist? Fragt man Insulaner und Stammgäste, gibt es dafür nur eine Antwort: „Natürlich!“ Aber nein, wir sind nicht subjektiv in unserem Empfinden – niemals! Immerhin sind es Archäologen, die vom „Garten Eden“ sprechen, wenn es um Deutschlands einzige Hochseeinsel bzw. dem gigantischen Stück Land geht, zu dem sie mal gehör- te: Doggerland – jenes sagenumwobene Gebiet, das Großbritannien vor der Gletscherschmelze mit dem Festland verband. Hunderte Funde von Werkzeugen, Waffen und Knochen am Nordseegrund zeugen da- von. Bis heute finden sich entlang der Nordseeküste immer wieder Waffen aus rotem Feuerstein, den es nur auf Helgoland gibt. Der älteste Fund ist 12.000 Jahre alt.
Über die Jahrtausende hinweg avancierte Helgoland von der steinzeitlichen Waffenschmiede zur Seefes- tung, zum Seeräubernest und zum größten Waren- umschlagszentrum Europas. Ab 1400 gehörte es zu verschiedenen Grafschaften und Herzogtümern in Schleswig-Holstein, ab 1714 wehte der Danebrog über dem roten Felsen, bis 1807 die Briten die Insel ein- nahmen, um so die von Napoleon verhängte Konti- nentalsperre gegen britische Waren zu umgehen.
Ab 1826 begann sich Helgoland als Seebad zu etab- lieren, 1890 wurde die Insel erstmalig deutsch. Die
Briten übergaben sie an das Deutsche Reich, das im Gegenzug Gebietsansprüche und Handelsrechte in Ost- und Südwestafrika abgab. Helgoland-Sansi- bar-Vertrag hieß die Vereinbarung. Gegen Sansibar wurde die Insel aber nie getauscht.
Im Ersten Weltkrieg wurde Helgoland dann zur See- festung, im Zweiten Weltkrieg wurde begonnen, die Insel als Mega-Stützpunkt für Hitlers Kriegsflotte auszubauen. 1939 fielen die ersten britischen Bom- ben auf die Insel, 1945 zerstörte ein gigantischer Luftangriff der Briten mit mehr als 7.000 Bomben das Inseldorf – die Insulaner mussten ihre unbewohn- bare Heimat verlassen.
Zwei Jahre später zerstörten die Briten mit dem „Big Bang“, der bisher größten nichtnuklearen Spren- gung, die Militäranlagen der Insel. Der rote Felsen wurde stark beschädigt, blieb jedoch standhaft.
Ab 1952 wehte dann die schwarz-rot-goldene Flagge über der Insel. Die Helgoländer kehrten zurück und halfen beim Wiederaufbau ihrer Heimat.
Der Tourismus kam wieder in Schwung, und die Insel profitiert bis heute vom zoll- und mehrwertsteuerfrei- en Einkauf. Umbruch und Bewegung – das ist es, was der rote Fels kennt und was ihn so einmalig macht.
 Alle Bilder auf dieser Doppelseite kommen aus dem Archiv Museum Helgoland
 























































































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